Trauffers Reduit im Spycherberg
«Bis vor drei Wochen standen hier noch 30 Kühe», sagt Marc A. Trauffer auf die elektrischen Einrichtungen zeigend. Im Parterre des Spycherbergs befindet sich die Stromzufuhr für das womöglich einzigartigste Tonstudio derzeit. Seit Anfang Oktober laufen die Arbeiten für die Aufnahme des neuen Albums auf Hochtouren. Für «Schnupf, Schnaps & Edelwyss» hat er sich gemeinsam mit seinen Mitmusikern und Produzenten hier im Justistal niedergelassen. Die Vorbereitungen dafür liefen aber bereits den ganzen Sommer hindurch. Damit der Zeitplan für die Aufnahmen eingehalten werden kann, schrieb Trauffer die Songs zum Teil bereits in den letzten Monaten – allesamt im Justistal. «So richtig lanciert wurden unsere Arbeiten mit dem Chästeilet», bilanziert er. Er besuchte Ende September seine im Frühling erworbene Kuh Senta und half beim Alpabzug mit. «Dass ich schliesslich gemeinsam mit dem Älpler zuvorderst mitlaufen durfte, war eine grosse Ehre», so Trauffer. Und es sei für ihn der Beweis gewesen, wie gut er im Justistal aufgenommen worden sei. Etwas hat er allerdings unterschätzt: das Leben auf der Alp. «Alles hat gut funktioniert, aber die täglichen Arbeiten haben uns fertiggemacht», sagt Trauffer. Man sei es sich nicht mehr gewohnt, wie aufwändig alles sein könne.
Stromhilfe aus Meiringen
Eine der weiteren Herausforderungen war, genügend Strom für die ganze musikalische Produktion bereitzustellen. «Wir haben bei den grossen Energiekonzernen angefragt», so Trauffer. Doch diese hätten sich ob einer funktionierenden Lösung skeptisch gezeigt. «Es war uns wichtig, dass wir hier oben nicht wochenlang einen Generator laufen lassen müssen», erklärt Trauffer mit Blick auf die Solaranlagen vor der Alphütte. Schliesslich gelang es, mithilfe eines Meiringer Batterieanhängers das Problem zu lösen. Der Indiewatt-Anhänger von Max Ursin stand in diesem Sommer bereits auf einer Alp Grosse Honegg in Eriz im Einsatz. Die gelieferte Energie reichte in den vergangenen zweieinhalb Monaten praktisch immer aus, um die Produktion zu betreiben. «Man darf einfach nicht vergessen, das Licht jeweils auszulöschen», schmunzelt Trauffer.
Noch drängt bei Trauffer und seinem Team die Zeit. Denn bis am Freitagabend müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. Denn am Samstagmorgen heisst es aufräumen und die Alp wieder ihrem Besitzer zu übergeben. Trauffer zeigt sich zuversichtlich, dass alle Aufnahmen bald im Kasten sind. Aber der Hofstetter prophezeit: «Es wird noch Nachtschichten geben.»